Es gibt Tiere, die leben in der freien Natur. Meisen zwitschern in den Bäumen. Maulwürfe buddeln sich ihren Weg durch den Untergrund. Sie einzusperren und als Haustiere zu halten, wird als grausam eingesehen. Doch was ist mit den Haustieren, die ausgesetzt wurden und nun auf der Straße leben? Haben sie nicht auch ein Recht auf Freiheit?
So wird mit Straßentieren umgegangen
Straßenhunde und –Katzen gelten oft als Plage. Sie durchwühlen die Mülleimer, kennen keine Scheu vor Menschen und übertragen Krankheiten. Deshalb wird in vielen Ländern hart durchgegriffen. Straßentiere in Deutschland werden aufgesammelt und kommen in Tierheime, um im besten Fall wieder an einen Halter vermittelt werden zu können. Eine Schätzung besagt, dass hierzulande knapp 300.000 Haustiere in Tierheimen abgegeben und 70.000 ausgesetzt werden.
In vielen Ländern Europas sieht man Straßenkatzen und –Hunde vermehrt herumlaufen. Es gibt zumeist keine einheitliche Organisation, wie mit diesen umgegangen wird. Werden sie gefangen, dann endet dies zumeist mit dem Tod des Tieres. Neu ausgesetzte Haustiere nehmen jedoch schnell ihren Platz ein. Der Teufelskreis nimmt kein Ende.
Wie weit die Gesetzt zum Tierschutz entwickelt sind, wie die Einstellung der Menschen in den verschiedenen Ländern zu Tieren ist und wie gut organisiert der Staat bezüglich Aufklärung und Umgang mit Straßentieren ist, hat einen Einfluss darauf, welches Schicksal diesen einstigen Haustieren wiederfahren wird.
Können Haustiere ohne Halter überleben?
Tiere, die es gewohnt sind, Herrchen und Frauchen zu haben, gewöhnen sich hieran. Sie müssen zumeist nicht selbst auf Futtersuche gehen, haben ein sicheres Umfeld und geregelte Abläufe. Werden Haustiere ausgesetzt, kennen sie die Gesetze der Natur nicht. Der Instinkt zu jagen geht zwar nie ganz verloren, doch Hunger leiden und plötzlich auf sich selbst gestellt zu sein, ist nicht leicht. Viele ausgesetzte Tiere schaffen es somit nicht, zu überleben.
Die es tun, finden zumeist Artgenossen und bringen neue Generationen auf die Welt, welche wiederum von vornherein Überlebenskünstler sind. Sie kennen das Leben mit einem Halter nicht und können sich sehr gut selbst versorgen. Ihnen fällt es somit leichter, sich außerhalb eines menschlichen Zuhauses zurechtzufinden.
Haben Straßenkatzen und –Hunde ein Recht auf Freiheit?
Wir müssen somit unterscheiden, ob es sich um frisch ausgesetzte Tiere oder ihre Nachkommen handelt. Erstere werden ihre neugewonnene Freiheit nur in den seltensten Fällen genießen. Gerade Hunde bauen eine enge Verbindung zum Menschen auf. Auch Katzen möchten ihre Familie nicht missen, sofern sie dort gut behandelt wurden. Sie werden zunächst versuchen nach Hause zurückzufinden. Gelingt es ihnen nicht, beginnt der Kampf ums Überleben.
Straßentiere der zweiten Generation kennen das Leben als Haustier nicht. Sie wissen wo sie etwas zu essen finden sowie welche Orte als Unterschlupf dienen. Und dennoch wurden Hunde und Katzen über tausende von Jahren hinweg dazu erzogen, mit Menschen zusammen zu leben. Diese Bindung wird nicht von heute auf morgen verschwinden. Deshalb suchen auch diese Straßentiere noch die Nähe zum Menschen. Das mag zwar weniger dafür sein, um gestreichelt zu werden, sondern hat ganz praktische Gründe. Wo es Menschen gibt, lässt sich leicht Nahrung finden.
Gründe gegen das Recht auf Freiheit
Können neu ausgesetzte Haustiere sofort gefunden und wieder in die Obhut eines Menschen vergeben werden, entstehen die Probleme einer Überbevölkerung mit Straßenkatzen und –Hunden gar nicht erst. Die Tiere selbst werden vermutlich ebenfalls glücklicher sein, wieder ihre gewohnten Tagesabläufe zu haben.
Wird jedoch gezögert, vermehren sich die Überlebenskünstler und bringen Generationen hervor, die dem Leben auf der Straße besser angepasst sind. Sie werden Menschen nicht scheuen, sondern die Nähe suchen. Das wiederum bringt Gefahren mit sich. Von einem Straßenhund gebissen zu werden, ist keine schöne Erfahrung. Zudem können Krankheiten übertragen werden.
Gründe für das Recht auf Freiheit
Wer ist der Mensch zu bestimmen, welches Tier frei sein darf und welches nicht? Es kann genauso gut behauptet werden, dass die Menschen mit den Konsequenzen des Aussetzens von Haustieren leben müssen. Kommt es zu einer Überpopulation könnte dies endlich eine Lektion sein, die ein zukünftiges Aussetzen verhindert.
Haben sich die Tiere einmal an ihre neugewonnene Freiheit gewöhnt, sollten sie genau wie die Amsel als freilebend akzeptiert werden. Die Natur hat ihre Mechanismen, um Populationen in Schach zu halten. Zu viele Tiere und zu wenige Ressourcen bedeutet, dass es auch bald wieder weniger Straßenkatzen und –Hunde geben wird.
Wir Menschen greifen bereits genug in die natürlichen Abläufe dieser Welt ein, sollten wir es nicht wenigsten den Tieren gönnen, frei zu sein und ihren eigenen Weg zu finden?
Fazit
Es ist nicht leicht zu sagen, ob Straßentiere ein Recht auf Freiheit haben sollten. Es gibt gute Gründe, die dafür und auch gute Gründe, die dagegensprechen. Was jedoch sinnvoll ist, ist Menschen vor der Anschaffung eines Haustiers gut zu beraten. Das verhindert weitestgehend, dass Haustiere überhaupt ausgesetzt werden. Wer ganz genau weiß, worauf er sich mit der Haustierhaltung einlässt, ist bestens vorbereitet. Dass hieraufhin keine Tiere mehr auf den Straßen unserer Welt landen werden, ist hingegen eine Utopie.
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