Ratten als Haustiere - Das musst du wissen
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte man dich für verrückt erklärt, wenn du deinen Wunsch, Ratten als Haustier zu halten, ausgesprochen hättest. Aufgrund der Pest galten diese Tiere lange nur als Krankheitsüberträger. Mittlerweile konnten wir jedoch einiges mehr über Ratten in Erfahrung bringen.
Ratten sind faszinierende Tiere, die ein ausgeprägtes soziales Wesen sowie reichlich Intelligenz aufweisen. Kurz gesagt kann eine Ratte das ideale Haustier sein. Um ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglich, musst du aber zunächst ein paar Dinge wissen.
Verbreitung und Lebensraum: Die Geschichte der Ratte
Ratten sind Nagetiere der Gruppe Altweltmäuse, auch Murinae genannt. Sie sind dank des Menschen mittlerweile weltweit vertreten. Ursprünglich kamen sie aus Südostasien, wurden aber dann auf Schiffen in die ganze Welt mitgenommen.
Ihr natürlicher Lebensraum sind Wälder. Dabei ist es den Ratten gleich, ob es sich um einen Regenwald oder ein dichtbewachsenes Gebirge handelt. Diese Tiere leben nicht immer gerne in der Nähe von Menschen. Je nach Art meiden sie uns komplett oder haben sich aufgrund der einfacheren Futterquellen an ein Zusammenleben gewöhnt.
Oft wird die Ratte für die Verbreitung der Pest verantwortlich gemacht. Das ist aber sehr umstritten. Heute wird angenommen, dass es andere Faktoren gab, die hierzu wesentlich mehr beigetragen haben. Freilebende Ratten können aber dennoch für den Menschen gefährlich werden. Mehr als 70 Krankheiten werden von Ratten übertragen.
Während Ratten hierzulande nach wie vor einen eher schlechten Ruf haben, werden sie andernorts als heilig angesehen. Der Karni-Mata-Tempel in Indien wird auch als Rattentempel bezeichnet. Um die 20.000 Ratten leben hier, darunter die eine oder andere weiße Ratte. Diese gilt als besonders glücksbringend. Die Ratten dort werden als wiedergeborene Menschen angesehen, um die sich entsprechend gekümmert werden muss.
Steckbrief Ratte: Die verschiedenen Rattenarten
Da es Ratten nun auf der ganzen Welt gibt und diese in den unterschiedlichsten Wäldern vorkommen, sind natürlich viele Arten entstanden. 65 sind uns hiervon bekannt. Als Haustier lebt in Europa zumeist nur die Farbratte, wir möchten dir nun aber noch zwei weitere Rattenarten vorstellen. So kannst du schnell die Unterschiede zwischen diesen Nagern erkennen.
Hausratte (Rattus Rattus)
Die Hausratte wird im Deutschen auch als Dachratte und Schiffsratte bezeichnet. Letzteres ist ein guter Hinweis darauf, wie sie sich verbreitet hat. Ursprünglich stammte die Hausratte aus Süd- und Ostasien. Die Hausratte, Rattus Rattus in Fachkreisen genannt, entschloss sich dazu, ihre Nahrung bei den sesshaft gewordenen Menschen zu suchen.
Hausratten folgen dem Menschen auf Schritt und Tritt, was auch dazu führte, dass sie auf Schiffe gelangten. Mittlerweile ist die Hausratte auf allen Kontinenten (bis auf die Polargebiete) und vor allem in Europa vertreten. Es kann somit durchaus passieren, dass du einer wilden Hausratte begegnen wirst.
Diese leben in Gruppen, zumeist mit 50 und mehr Tieren. Wenn es kälter ist, rücken sie dem Menschen auf die Pelle und ziehen mit in Wohnungen, Keller und Ställe. Bei Wärme meiden freilebende Hausratten wiederum diese enge Bindung an den Menschen. In manchen Bundesländern Deutschlands ist die Hausratte vom Aussterben bedroht.
Wanderratte (Rattus Norvegicus)
Die Wanderratte wird in Fachkreisen als Rattus Norvegicus bezeichnet. Mit Norwegen hat sie jedoch wenig zu tun. Ihr Ursprung lässt sich im nördlichen Ostasien finden. Wanderratten suchen die Nähe des Menschen aktiv auf. Oft bevorzugen sie die Lebensräume der Menschen, wobei sie zumeist in Wassernähe - zum Beispiel Küsten - anzutreffen sind.
Im Gegensatz zur Hausratte sind Wanderratten nur dämmerungs- und nachtaktiv. Sie halten hieran jedoch nicht fest. Genau wie alle ihre Artgenossen sind auch die Wanderratten extrem anpassungsfähig. Je nach Umständen verschieben sie ihren Tag-Nacht-Rhythmus, um ungestört auf Nahrungssuche gehen zu können.
Die Anpassungsfähigkeit ist auch in ihrem Sozialverhalten zu erkennen. Gibt es nur wenig Futter, leben Männchen alleine. Ist ein größeres Nahrungsaufkommen vorhanden, gruppieren sich Männchen und Weibchen in sogenannten Clans. Das hilft ihnen, ihre Futterquellen optimal gegen andere Clans zu verteidigen.
Farbratte (Rattus norvegicus forma domestica)
Die Tiere, die als Haustiere im Käfig gehalten werden, gehen nicht etwa auf die Hausratten zurück. Die Farbratte stammt, wie ihre lateinische Bezeichnung zu erkennen gibt, von der Wanderratte Rattus Norvegicus ab. Wir haben die Heimratte den Rattenfängern des 19. Jahrhunderts zu verdanken. Diese wollten das Verhalten von Ratten erforschen und fingen an, sie zu halten. Der Brite Jack Black war einer der Ersten, der damit begann, Ratten als Haustiere zu verkaufen.
Die Domestikation dauerte nicht lange, denn die Ratten wurden immer zahmer. In Laboren sind sie ebenfalls anzutreffen. Die Farbratten, die wir heutzutage als Haustiere halten, gehen auf Züchtungen zurück, die möglichst viele verschiedene Farbkombinationen hervorbrachten. Ob Agouti, Bareback, Albino oder Siam, bei diesen Ratten ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Artgerechte Umgebung
Vor der Anschaffung solltest du wissen, dass Ratten eine Lebenserwartung von 2 bis 3 Jahren haben. Wenn dein Haustier ins hohe Alter kommt, wird es etwas andere Bedürfnisse haben, als dies in jungen Jahren der Fall war. Statte den Käfig oder das Gehege somit stets altersgerecht aus. Auch bei Ratten werden mit dem Alter die Augen etwas schlechter, wodurch sie sich dann mehr auf ihren Geruchssinn verlassen.
Mindestens zwei Ratten
Generell gilt, dass Ratten sehr intelligent, aktiv und verschmust sind. Kaum haben sie sich an dich als ihren Halter gewöhnt, möchten sie viel Zeit mit dir verbringen. Sollte dir das etwas zu viel Aufmerksamkeit sein, dann ist es am besten, mindestens zwei Ratten zu halten.
Spielzeug, Abwechslung und Auslauf
Da die Farbratte von der Wanderratte abstammt, ist diese dämmerungsaktiv. Sie kann sich jedoch ein weites Stück an dich anpassen und bleibt auch bei Aktivität deinerseits tagsüber immer mal wieder wach. Kaum sind deine Ratten wach, möchten sie aber auch bespaßt werden.
Bei Ratten handelt es sich um sehr intelligente Wesen, die einen hohen Erkundungsdrang haben. Biete ihnen ausreichend Abwechslung, sowie die Möglichkeit, frei in der Wohnung herumzulaufen. Solltest du ein Freigehege für deine Ratten haben, dann achte darauf, dass Katzen und andere Räuber nicht zu deinen Lieblingen gelangen können.
Schlafhäuschen und Knabberspaß
Wanderratten bauen in der Natur kleine Höhlen, in denen sie schlafen und ihren Nachwuchs aufziehen. Ein Schlafhäuschen oder die Möglichkeit, sich einen entsprechenden Ruheort zu bauen, sollte somit unbedingt gegeben sein.
Da es sich bei Ratten um Nagetiere handelt, ist etwas Weiteres sehr wichtig. Biete deinen Ratten ausreichend Knabbermöglichkeiten. Die Zähne der Nager hören nicht auf zu wachsen. Sie müssen diese regelmäßig durch das Nagen abschaben, damit sie nicht zu lang werden.
Das richtige Futter für deine Ratten
Die Wanderratte ist ein Allesfresser, ernährt sich jedoch weitesgehend vegetarisch. So auch die Farbratte, die aber wie Meerschweinchen einen recht empfindlichen Magen aufweist. Damit du deiner Ratte eine artgerechte Haltung ermöglichen kannst, sollte die Nahrung entsprechend abwechslungsreich ausfallen.
Neben Trockenfutter sollte täglich frisches Gemüse und Obst gereicht werden. Zugang zu frischem Wasser muss ebenfalls gegeben sein. Ab und an benötigen deine kleinen Nager zudem tierische Proteine. Joghurt, ein hart gekochtes Ei mit Schale sowie in kleinen Mengen Katzenleckerlis eignen sich hierfür perfekt.
Ständig das Futter zu wechseln, ist aufgrund der empfindlichen Verdauung jedoch keine gute Idee. Es geht bei der Rattenernährung darum, möglichst viele verschiedene Nährstoffe anzubieten. Zu viel Frischfutter sollte vermieden werden, da dieses zu Durchfall führen kann. Auf exotische Früchte sowie Obst, das Blausäure enthält, sollte verzichtet werden. Zitrusfrüchte, Zwiebeln und Gemüsesorten mit Oxalsäure (beispielsweise Spinat) sind ebenfalls für Ratten ungeeignet.
FAQs
Was ist der Unterschied zwischen einer Wanderratte und einer Hausratte?
Zum einen unterscheiden sich Wander- und Hausratten in ihrem Aussehen, zum anderen in ihrem Verhalten. Während Hausratten tag- und nachtaktiv sind, wirst du einer Wanderratte weitestgehend während der Dämmerung sowie im Morgengrauen begegnen. Die Wanderratte lebt heutzutage fast ausschließlich in der Nähe von Menschen. Die Hausratte zieht es hingegen vor, den Menschen zu meiden.
Was isst eine Hausratte?
Trockenfrüchte und Getreide gehören zu den Lieblingsspeisen der Hausratten, es handelt sich hierbei aber um Allesfresser. Solltest du die Hausratte mit der Heim- beziehungsweise Farbratte verwechselt haben, dann ist auch hier die Antwort, dass es sich im Prinzip um Allesfresser handelt. Pflanzen werden aber auch von ihnen bevorzugt.
Wie groß ist eine ausgewachsene Ratte?
Die Farbratte erreicht eine Größe von 22 bis 26 Zentimetern, wobei der Schwanz zwischen 18 und 22 Zentimeter lang ist. Die Riesenbaumratte, auch Mallomys genannt, gilt als die größte bislang bekannte Rattenart. Sie kann bis zu 91 Zentimeter groß werden!
Wie viele Ratten leben zusammen?
Das kommt sowohl auf die Rattenart sowie die Lebensumstände der Tiere an. Wanderratten leben zum Beispiel bei ausreichend Futter in Gruppen von zirka 50 Tieren zusammen. Fällt das Nahrungsvorkommen jedoch knapp aus, gehen sie lieber getrennte Wege.
Ist eine Ratte gefährlich?
Eine Ratte, die du als Haustier hältst, wird keine Gefahr für dich darstellen. Im Gegensatz zu ihrem Ruf, sind Ratten sehr saubere Tiere, die sogar stubenrein werden können. Wenn dir draußen eine Ratte begegnet oder du diese als ungebetenen Gast im Haus hast, dann sieht es ein wenig anders aus.
Reize die Tiere nicht, sodass sie keinen Grund zu beißen haben. Aufgrund von Flöhen, die sich an den Ratten zehren, können ebenfalls Krankheiten auf den Menschen übertragen werden.
Wie viel Ratten Arten gibt es?
Aktuell sind 65 verschiedene Arten von Ratten bekannt. Aufgrund des weiten Ausbreitungsgebiets dieser Nagetiere hat sich eine sehr große Vielfalt entwickelt. Ab und an werden immer wieder neue Arten entdeckt. Es kann somit durchaus sein, dass es weitaus mehr als 65 Rattenarten gibt. Als Haustiere werden wiederum nur Farbratten gehalten.